Abschiedsküsse zählt man nicht by Martin-Lugand Agnès

Abschiedsküsse zählt man nicht by Martin-Lugand Agnès

Autor:Martin-Lugand, Agnès [Martin-Lugand, Agnès]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Blanvalet
veröffentlicht: 2016-01-14T23:00:00+00:00


8

Schon am nächsten Morgen nahm das Leben wieder seinen üblichen Lauf. Ich hatte die Nacht bei Olivier verbracht, und sie war heilsam gewesen. Er begleitete mich nach Hause und brachte mein Gepäck nach oben, während ich mich wieder bei den Glücklichen Menschen einfand. Ich hatte ihn nicht zu bitten brauchen, mich allein zu lassen, er hatte es von allein begriffen. Erste Erleichterung: Alles war heil. Félix hatte während meiner Abwesenheit nichts zerstört, und alles war sauber. Er hatte sich sicher verdammt viel Mühe gegeben und würde bestimmt einen Ausgleich oder Prämien verlangen! Zweite und gar nicht so kleine Erleichterung: Ich fühlte mich wohl und brannte darauf, meine Arbeit wieder aufzunehmen. Mein Aufenthalt in Irland hatte das Band zwischen den Glücklichen Menschen und mir nicht zerschnitten. Olivier klopfte an die Hintertür, und ich machte ihm auf.

»Danke«, sagte ich und küsste ihn. »Hast du noch Zeit für einen Kaffee mit mir?«

»Was für eine Frage!«

Wir setzten uns nebeneinander an die Bar. Olivier drehte mich zu sich, streichelte mir die Wange und nahm meine Hand.

»Geht es dir gut?«

»Ja, ganz ehrlich.«

»Es tut dir also nicht leid?«

»Keine Sekunde lang.«

»Umso besser … Und der kleine Junge?«

»Oh … Declan … Ich hab’s hingekriegt, besser, als ich gedacht hätte.«

»Vielleicht weil du seinen Vater kennst.«

»Und seine ganze Familie … Ich weiß nicht … Er ist liebenswert … Nun ja … Er wird noch einiges zu leiden haben. Abby ist an die Stelle seiner Großmutter getreten … Und wenn sie geht …«

Meine Stimme brach.

»Denk nicht daran.«

»Du hast recht.«

»Das Wichtigste ist, dass du wieder mit deinen Freunden in Kontakt bist. Jetzt musst du ihn aufrechterhalten.«

Er trank seinen Kaffee aus und schickte sich an zu gehen.

»Da habe ich gar nicht mehr die Wahl!«

Eng an ihn geschmiegt begleitete ich ihn auf die Straße hinaus.

»Wie wär’s mit einem Film heute Abend?«, schlug er vor.

»Warum nicht? Aber wir schlafen bei mir.«

»Okay.«

Er küsste mich und machte sich auf den Weg in seine Praxis.

Wie ich mir schon gedacht hatte, nahm sich Félix einen Teil des Tages frei. Gegen 15 Uhr erschien er ohne jedes Anzeichen von Eile.

»Die Chefin vergrault die Kunden! Als ich am Ruder war, war es hier voller.«

»Ich freue mich auch, dich zu sehen, Félix!«

Er gab mir einen dicken Kuss auf die Wange, nahm sich einen Kaffee, lehnte sich an die Bar und betrachtete mich.

»Was soll das?«, fragte ich ihn.

»Bestandsaufnahme …«

»Und?«

»Äußerlich bestehst du die technische Prüfung. Du hast wahrscheinlich gestern so viel geweint, dass du abends wie ein Stein ins Bett gefallen bist. Was es dir jetzt ermöglicht, frische Farben statt geschwollener Augen zu präsentieren. Innerlich allerdings … Ich bin mir nicht sicher, dass du da betriebsbereit bist …«

»Natürlich, ich will dir ja gar nicht vormachen, es wäre leicht gewesen, mich von Abby zu verabschieden. Ich werde sie nie wieder sehen. Ist dir das klar?«

Er nickte.

»Was alles Übrige angeht, bin ich in Hochform, ich war an der frischen Luft und hatte Spaß mit Judith. Kurzum: das reine Glück!«

»Und Edward?«

»Was soll mit Edward sein? Er schlägt sich durch, wie er kann, wir haben uns ausgesprochen. Das ist gut so.



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